Sommerliche Temperaturen freuen nicht nur große und kleine Outdoorfans, auch in der Natur gibt es richtige Sonnenkinder. Neben den Schmetterlingen sind besonders die Heuschrecken auf trockene Wärme angewiesen. An sonnigen Tagen erfüllt das große Flattern, Springen und Zirpen die Luftt.
Hundert Heuschrecken-Arten kommen in Niederösterreich in vielen unterschiedlichen Lebensräumen vor – von Feuchtwiesen bis Trockenrasen, von Buschland bis Schotterfluren. Mehr als die Hälfte davon ist gefährdet, vor allem, weil Lebensräume wie Blumenwiesen, Hecken und Waldsäume verloren gehen – durch intensive Forst- und Landwirtschaft, aber auch durch fortschreitende Versiegelung und Bebauung. Die Straßenmeistereien in NÖ setzen daher seit einigen Jahren den „Mäherlass“ zur extensiven Pflege von Grünflächen um. Es wird weniger oft und weniger tief gemäht, dadurch entstehen blühende Kräuterstreifen entlang der Straßen. Sie bedeuten weniger Feinstaub, mehr Klimaschutz und vor allem auch eine Unterstützung der Biodiversität.
Jetzt wird gezirpt. Charakteristisch für Heuschrecken sind ihre kräftigen Hinterbeine zum Springen sowie ihre Fähigkeit, auf verschiedene Weise Laute zu produzieren. Dazu können sie mit den Mundwerkzeugen knirschen, mit den Beinen trommeln oder die Deckflügel aneinander oder gegen die Hinterbeine reiben. Letzteres ist am bekanntesten und wird als „Stridulieren“ bezeichnet. Fachleute unterscheiden einzelne Arten nach Länge und Rhythmus ihrer Signale sowie der Tonhöhe, die bis in den Ultraschall reichen kann. Ein noch feineres Gehör dürften die Heuschrecken selbst haben, denn sie filtern aus dem Klangteppich den Ruf ihrer eigenen Art und damit einen richtigen Partner heraus. Fast alle Heuschrecken leben nur eine Saison und überwintern als Ei. Im Gegensatz zu vielen anderen Insekten unterscheiden sich Larven und erwachsene Tiere wenig voneinander.
Who ist who? Bei den Heuschrecken unterscheidet man Langfühler- und Kurzfühlerschrecken. Langfühlerschrecken sind nachts und in der Dämmerung aktiv, die nächtliche Gesangskulisse wird fast nur von ihnen gebildet. Ihre Fühler sind länger als der Körper und auch die Hinterbeine auffallend lang. Zu ihnen gehört z. B. das Grüne Heupferd, eine unserer größten Heuschrecken, aber auch die Eichenschrecke und die Punktierte Zartschrecke. Die Fühler der tagaktiven Kurzfühlerschrecken sind deutlich kürzer als die Körperlänge. Zu ihnen zählen etwa Gemeiner Grashüpfer, Wiesen-Grashüpfer, Rote Keulenschrecke und Kleine Goldschrecke. Sie brauchen Wiesen, die nicht gedüngt und nur selten gemäht werden. Die Europäische Gottesanbeterin ist die einzige Vertreterin der Fangschrecken in Mitteleuropa. Ihr vorderstes Beinpaar, die Fangbeine, sind im Ruhezustand eingeklappt. Dieser Körperhaltung – als ob sie beten würde – hat sie auch ihren Namen zu verdanken.
Tagpfauenauge (oben links), Grunes Heupferd (oben rechts), Raupe des Schwalbenschwanzfalters (unten links) und Schwalbenschwanz (unten rechts).
Wichtige Bestäuber. 3.600 der 4.000 in Österreich bekannten Schmetterlingsarten leben in Niederösterreich, darunter so populäre wie Schwalbenschwanz, Admiral und Tagpfauenauge, aber auch weniger bekannte wie Großer Eisvogel oder Großer Feuerfalter. Die auf der Suche nach Futterpflanzen von Blüte zu Blüten flatternden Schmetterlinge sind nicht nur wunderbar anzuschauen, sondern ausgesprochen wichtig, denn beim Saugen des Nektars bestäuben sie gleichzeitig unsere Pflanzen. Die Situation der heimischen Schmetterlinge ist aber leider alarmierend, der Bestand der meisten Arten nimmt ab. Bereits die Hälfe aller in Österreich heimischen Schmetterlingsarten ist gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht und wenngleich Gärten kein Ersatz für ihren Lebensraum sein können, sind sie doch eine wichtige Ergänzung.
Vielfalt hilft. Mit artenreichen Bepflanzungen, einer Blumenwiese, einer Trockensteinmauer, einer „wilden Ecke“ im Garten finden Schmetterlinge Nahrungsquellen und Lebensraum. Nur ungefüllt blühende Pflanzen bieten Nektar, denn bei gefüllten Blüten sind die Staubblätter zu Blütenblättern umfunktioniert. Pflanzen an sonnigen Stellen werden besonders gerne von ihnen besucht, denn Tagfalter müssen sich sonnen, um ihre Flugmuskeln aufzuwärmen und flugfähig zu werden. Hecken, Totholzhaufen und andere Naturgartenelemente schützen vor Wind und Wetter und bieten sichere Orte zum Ausruhen, zur Verpuppung und für die Überwinterung. Flache, mit Sand gefüllte Schalen, die man ständig feucht hält, sind eine Möglichkeit zu trinken.
Nicht nur bunt. Je nach Schmetterlingsart fressen deren Raupen die Blätter und Triebe mehrere oder nur einer ganz bestimmten Pflanze. So brauchen die Raupen des Tagpfauenauges ausschließlich Brennnesseln zum Überleben. Sind diese Pflanzen nicht zu finden, kann sich die Art nicht vermehren. Übrigens sind nicht alle Schmetterlinge farbenprächtig, etwa die Hälfte aller Arten ist eher unscheinbar gefärbt, viele auch dämmerungs- und nachtaktiv. Die Bezeichnung Schmetterlinge oder Falter gilt für Tag- und Nachtfalter. Von der Tageszeit der Beobachtung darf man sich aber nicht täuschen lassen, schließlich gibt es auch Nachtfalter, die am Tage fliegen z. B. das Taubenschwänzchen. Möchte man die Tiere einer der beiden Gruppen zuordnen, muss man einige körperliche Merkmale kennen. Doch das ist eine andere Geschichte...
Im vergangenen Jahr haben 27.000 Teilnehmende über die App „Schmetterlinge Österreichs“ rund 130.000 Schmetterlinge gemeldet. Die Erforschung, Dokumentation und Digitalisierung heimischer Falter durch aktive Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie wissenschaftliche Begleitung machen dieses Citizen Science Projekt zu einem europäischen Vorzeigeprojekt. Aus den gesammelten Fotos wurde der Schwalbenschwanz (im Bild) zum Schmetterling des Jahres gekürt. Aufgerufen hatten dazu Blühendes Österreich – BILLA gemeinnützige Privatstiftung und die NÖ Umweltbewegung „Natur im Garten“.
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