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Nachbarschaftshilfe „unter Strom“

 

Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEGs) sind in Österreich ein wichtiger Schritt für mehr dezentrale Energieerzeugung. Sie ermöglichen es den Bürgerinnen und Bürgern aktiv an der Energiewende mitzuwirken – oft durch ehrenamtliches Engagement. Öko-Strom-produzierende können ihren Überschussstrom bei speziellen Energiegemeinschaften auch spenden. 

Text: Silvia Osterkorn-Lederer

 

Die Zahl der Energiegemeinschaften in NÖ hat sich im Vorjahr verdoppelt – von 100 auf rund 200 ist sie gestiegen und diese EEGs kommen zum Teil auf sehr hohe Selbstversorgungsgrade – z. T. sogar über 90 %. Eine Energie-Gemeinschaft besteht aus mindestens zwei Teilnehmerinnen/Teilnehmern. Innerhalb der Gemeinschaft können diese über die Grundstücksgrenze und sogar über die Ortsgrenze hinaus Strom gemeinsam produzieren, speichern, handeln und verbrauchen. Ob Unternehmen, Gemeinden oder Privatpersonen, alle können Teil von Energie-Gemeinschaften werden. Bei Erneuerbaren-Energie-Gemeinschaften (EEG) stammt der Strom aus der Region und aus Erneuerbaren Quellen. Zu den Vorteilen der EEGs zählen unter anderem geringere Netzgebühren, eine Absicherung gegen Schwankungen am globalen Energiemarkt, regionale Wertschöpfung und ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl.  

Ehrenamt sei Dank. Mag. Torsten Priebe ist Obmann der EEG Ratzersdorf und er weiß, dass es viel Engagement und Enthusiasmus braucht, um eine EEG erfolgreich zu gründen und zu etablieren. Diese Tätigkeit übt er ehrenamtlich aus. Umwelt & Energie hat sich mit Herrn Priebe unterhalten.

Im Gespräch. U & E: Herr Priebe, Sie sind als Obmann der Energiegemeinschaft Ratzersdorf tätig. Was genau sind Ihre Aufgaben, wieviel Zeit nimmt das etwa in Anspruch?

Torsten Priebe (TP): Einerseits bin ich Hauptansprechpartner für Mitglieder und solche, die es werden wollen. Dabei geht‘s darum, zu erklären wie eine EEG funktioniert, wie Abrechnung und Preisgestaltung gemacht werden und solche Dinge. Hier helfen auch die bereits bestehende Community und meine Vorstandskollegen mit. Auch die Mitgliederarbeit und die Organisation von Versammlungen und Infoabenden wird u. a. von mir erledigt. Ebenso die Aufnahme neuer Mitglieder, das Eintragen aller Daten, etc. Es ist schwer den Zeitaufwand genau zu benennen, während der Abrechnung und vor Veranstaltungen sind es schon mehrere Stunden an Wochenenden und Abenden.

U & E: Sie machen das in Ihrer Freizeit und unbezahlt. Warum? Was ist Ihre Motivation?

TP: Es gibt mehrere Gründe, die mich zur Gründung der EEG bewogen haben. Ich kümmere mich z. B. im Rahmen meiner hauptamtlichen Tätigkeit als Professor für Data Science an der FH St. Pölten um Themen rund um erneuerbare Energie und insbesondere die Sammlung und Analyse von Energiedaten, d. h. es gibt hier Synergien. Bei Gesprächen mit Nachbarn hat sich herausgestellt, dass Interesse an einer EEG besteht und nur jemand fehlte, der die Initiative ergreift. Die Community bei uns in Ratzersdorf ist sehr stark. Viele sind bei der freiwilligen Feuerwehr, unterstützen als Eltern den örtlichen Kindergarten oder die Volksschule. Ich wollte auch einen Beitrag leisten. Ursprünglich war  die EEG nur lokal für unsere Siedlung in St. Pölten Ratzersdorf gedacht. Jetzt sind wir fast 150 Mitglieder im kompletten Osten von St. Pölten. 


Energiegemeinschaften können auch helfen Energiearmut zu verringern.

 
Die Mitglieder der Erneuerbaren-Energie-Gemeinschaft (EEG) Ratzersdorf freuen sich über die steigende Mitgliederzahl.

Die Mitglieder der Erneuerbaren-Energie-Gemeinschaft (EEG) Ratzersdorf freuen sich über die steigende Mitgliederzahl. 

 

Positives Feedback tut gut. U & E: Welche Herausforderungen gibt/gab es dabei? Was sind schöne Erfolge?

TP: Die größte Herausforderung ist sicher, dass man, wenn auch gemeinnützig ohne Gewinnziel, als Unternehmer tätig ist. Wir müssen uns auch um steuerliche Themen etc. kümmern. Aber auch hier helfen die Mitglieder zusammen. Die schönste Erfahrung ist jedes Mal wieder die Dankbarkeit, die man bekommt, bei Veranstaltungen und in persönlichen Gesprächen. Es gab noch nie ein negatives Wort oder eine Beschwerde, auch wenn mal irgendwas etwas länger dauert. Das freut mich sehr.

 

Dank Energiegemeinschaften können ALLE aktiv an der Energiewende teilhaben.

 

Strom spenden mit Robin Powerhood. Valentin Neuhauser und seine Mutter Ingrid haben eine ganz besondere EEG gegründet: Robin Powerhood. Frau Neuhauser ist im Verein Wohnen tätig und erfährt häufig davon, dass Menschen ihre Energiekosten kaum mehr stemmen können. Bei einem Gespräch mit ihrem Sohn Valentin, der Energiewirtschaft studiert hat, kam den beiden die Idee eine EEG zu gründen, um Stromspenden zu sammeln und an einkommensschwache Haushalte zu verteilen. Denn diese haben meist keine finanziellen Mittel, um sich eine PV-Anlage leisten zu können bzw. fehlen auch die dafür notwendigen Dach- bzw. Wiesenflächen. Das war die Geburtsstunde von Robin Powerhood.  

Ökosozial. Das Spezielle daran ist, dass es sich um die erste ökosoziale Energiegemeinschaft Österreichs handelt. Seit März 2022 können Ökostromproduzentinnen und -produzenten (Privatpersonen ebenso wie Unternehmen oder auch Gemeinden) einen Teil oder auch den gesamten Überschussstrom spenden – mit dem Ziel, Energiearmut zu bekämpfen und jenen unter die Arme zu greifen, die sich die Energiekosten nur schwer leisten können. Die „Energiespende“ kann auch steuerlich abgesetzt werden. Für die einkommensschwachen Haushalte werden die finanziellen Sorgen dank nachhaltigem, regionalem Gratisstrom kleiner, sie brauchen nur mehr die Netzkosten und Abgaben bezahlen. Der Überschussstrom wird clever genutzt und vielen Menschen ist geholfen – eine hervorragende Idee. Wer mitmachen möchte, registriert sich einfach auf der Webseite und macht Angaben zur Strommenge, die gespendet werden soll. Den Rest macht Robin Powerhood. 

Gemeinsam zum Ziel. Erneuerbare-Energiegemeinschaften bieten eine einzigartige Möglichkeit miteinander die Energiewende voranzutreiben und zeitgleich die regionale Wertschöpfung zu steigern.  Nutzen Sie diese Chance, werden Sie Teil einer EEG und leisten einen aktiven Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft! Redaktion

 

TIPP:

Es gibt auch verschiedene Unternehmen, die Dienstleistungen für Energiegemeinschaften anbieten. Auf der untengenannten Webseite sind diese abrufbar. Ein Beispiel dafür wäre die Energiezukunft Niederösterreich (EZN), ein Tochterunternehmen von eNu und EVN, die bei Konzeption, Umsetzung, Service und Verrechnung von EEGs unterstützt. 

energiegemeinschaften.gv.at/dienstleister-in-oesterreich

 
 

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