Die Edelkastanie kennen wir vor allem als köstliche, am Ofen gebratene Frucht, die im Winter Körper und Seele guttut. Doch in Zeiten der Erderwärmung vermutet man im wärmeliebenden, klimatoleranten Maronibaum auch großes Potenzial für die Forstwirtschaft.
Text: Elke Papouschek
Die Edel- oder Esskastanie ist ein Wald-, Zier- und Nutzbaum, der sehr alt werden kann. Bei uns erreichen Bäume bis zu 200 Jahre, im Mittelmeerraum sind auch Exemplare mit 500 Jahren keine Seltenheit. Das Buchengewächs trägt große, bis zu 20 cm lange, lanzettförmige und am Rand gezackte Blätter mit grüner, glänzender Oberfläche. Ab Juni hängen die weißen Blüten wie Perlenketten von den Zweigen herab. Die Befruchtung erledigt der Wind gemeinsam mit Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Schwebfliegen. Die Europäische Edelkastanie (Castanea sativa) ist die einzige in Europa natürlich vorkommende Art. Seit den 1980er Jahren gewinnen veredelte Sorten der Edelkastanie als Alternative im Obstbau bei uns an Bedeutung.
Satt werden. Die Nutzung der stärkereichen Früchte geht bis in die prähistorische Zeit zurück, die Kultivierung als Obstbaum erfolgte vermutlich erstmals ab dem 9. Jhd. v. Chr. im Gebiet zwischen dem Kaspischem und dem Schwarzen Meer. In der griechischen Antike wurden Edelkastanien bereits verbreitet angebaut, man stellte daraus Mehl, Brot und Suppe her. Die Römer nahmen die Nutzpflanze in ihre neuen Lebensräume mit und trugen damit wesentlich zur Verbreitung in Europa bei. Noch heute gilt der Limes, der nördliche Grenzwall des römischen Reiches, als natürliche Grenze der Edelkastanienverbreitung. Im frühen Mittelalter waren die Früchte ein Grundnahrungsmittel der ärmeren Bevölkerung und galten als das „Brot der Armen“, vor allem dort, wo Getreide nur schwer anzubauen war. Dass die fett- und stärkereichen Früchte auch zur Schweinemast verwendet wurden, schadete ihrem Ruf, denn wer wollte schon „essen, was das Vieh isst?“
Begehrte Bio-Maroni. Inzwischen sind Maroni wieder hoch geschätzte Früchte. Am Maronihof Roitner in Kilb im Mostviertel entschloss man sich, regionale produzierte Maroni anzubieten und gründete 2006 eine Maroniplantage. Mittlerweile bewirtschaftet die Familie ca. 1.000 Bäume mit neun verschiedenen Sorten in biologischer Weise.
Die Edelkastanie ist wärmeliebend und trockenheitstolerant.
Selbstversorger. Bei Bäumen, die man in Gärtnereien kauft, handelt es sich in der Regel um veredelte Sorten. Diese tragen schon ab sechs Jahren Standzeit Früchte und bilden kleinere Kronen, aber größere Früchte als die Wildpflanzen. Maronibäume lieben die Wärme und brauchen einen vollsonnigen, geschützten Standort mit durchlässigem, humusreichem Boden. Generell kann man sagen, dass überall dort, wo Wein gut gedeiht, sich auch Maronibäume wohlfühlen. Jeder Baum trägt sowohl männliche als auch weibliche Blüten, die aber zeitversetzt blühen. Deshalb muss zumindest ein zweiter Baum einer anderen Sorte in der Nähe stehen, damit es verlässlich zur Fruchtbildung kommt. Falls noch keine Edelkastanien in der Umgebung vorhanden sind, pflanzt man am besten zwei bis drei Bäume mit verschiedenen Blütezeiten. Es gibt zwar selbstfruchtbare Züchtungen, diese liefern aber ebenfalls bessere Erträge, wenn sie durch eine Fremdsorte befruchtet werden.
Erntefreuden. Wenn sich die stachligen Hüllen gelb färben, aufplatzen und vom Baum fallen, ist Erntezeit. Die Früchte sind reich an Kohlenhydraten und Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen wie Eisen, Zink, Kupfer, Mangan, Magnesium, Kalzium und Kalium. Das alles macht Maroni zu einem gesunden Snack und schon Hildegard von Bingen schätzte Maroni als Heilmittel für Körper und Seele.
Baum der Zukunft? In der Forstwirtschaft können Edelkastanienbäume unter günstigen Standortbedingungen bis zu 60 Jahre genutzt werden. Ihr Holz zählt zu den dauerhaftesten Holzarten Europas und kann auch ohne Schutzmittel im Außenbereich eingesetzt werden. Traditionell spielt es als Holz für Rebpfähle eine wichtige Rolle, erlebt aber auch in der Möbelherstellung, bei der Lawinenverbauung sowie in der Weinkellerei eine Renaissance. Neben den Früchten sind hochwertiger, dunkler Honig oder Speisepilze, die als Mykorrhiza mit der Edelkastanie vergesellschaftet sind, Nebenprodukte. Die Auswirkungen der Edelkastanie auf das Ökosystem kann man als positiv bewerten. Sie bietet vielen Tieren Nahrung. Von der Blüte profitieren Insekten und die Früchte ergänzen die Nahrung zahlreicher Säugetiere. Im hohen Alter neigt der Maronibaum verstärkt zur Höhlenbildung und bietet somit wertvolle Habitate für Höhlenbewohner, etwa für den Eremit, eine selten gewordene Käferart.
Zutaten für 4 Personen: 4 Putenschnitzel, 20 dag Maroni, 1/8 l Milch, 5 dag Grieß, 2 Karotten, Salz, Pfeffer, Weizenkeimöl
Zubereitung: Maroni kreuzweise einschneiden, 30 Min. in reichlich Wasser weichkochen, schälen und passieren. Milch leicht salzen, zum Kochen bringen, Grieß einlaufen lassen, zu Brei kochen und etwas abkühlen lassen. Karotten putzen, waschen und fein raspeln. Den Grießbrei mit dem Maronipüree und den geraspelten Karotten vermengen. Putenschnitzel salzen und pfeffern, mit Maronifülle auf einer Seite bestreichen und mit Küchengarn zu Rouladen binden. Öl in einer Pfanne erhitzen, die Rouladen auf beiden Seiten kräftig anbraten, zugedeckt etwa 10 Min. bei geringer Hitze braten und dabei mit etwas Gemüsebrühe aufgießen. Mit Zartweizen, Erdapfelpüree oder Reis servieren.
Quelle: DIE UMWELTBERATUNG
© 2024 Amt der NÖ Landesregierung