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Niederösterreich auf Klimafit-Kurs

 

Die Folgen der Klimakrise sind spürbar, die Dringlichkeit für eine Anpassung an die klimatischen Veränderungen wird immer deutlicher. Niederösterreich, geprägt von vielfältiger Natur und lebendigen Gemeinden, steht – wie viele andere Regionen – vor großen Herausforderungen. Es gilt, die Klimakrise gemeinsam zu lösen und klimafit zu werden. 

Text: Karina Zimmermann und Silvia Osterkorn-Lederer

 

Das Wetter spielt verrückt, es ist trockener, heißer. Warum? Das Klima verändert sich in der Erdgeschichte zwar immer wieder, jedoch seit dem 19. Jahrhundert unnatürlich rasch und immer schneller. Ab dem Zeitpunkt als Menschen begannen, unter anderem im großen Stil fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas zu verwenden, nahm der Wandel des Klimas seinen Lauf. Sogenannte Treibhausgase konzentrieren sich vermehrt in der Atmosphäre, die sich wie eine Käseglocke über unseren Planeten spannt. Dieser Treibhauseffekt hat die Temperatur weltweit bereits um etwa 1 °C erhöht. Österreich ist durch seine Lage im Alpenraum besonders betroffen. Die Temperatur hierzulande ist seit 1880 sogar um etwa 2 °C gestiegen. Um dem Treibhauseffekt entgegen zu wirken, hat Niederösterreich unter anderem den Einsatz von erneuerbarer Energie wie Wind- und Solarkraft vorangetrieben. Die Energieverbräuche werden auch gesenkt, indem wir unsere Häuser gegen Wärmeverlust dämmen oder Geräte immer weniger Strom verbrauchen. Wir sind also seit über 30 Jahren auf dem Weg des Klimaschutzes, müssen unsere Anstrengungen aber weiter verstärken.

Wie verändert sich das Klima? Es gibt mehr Wetterextreme wie Starkregen, Hagel oder Sturm. Die Temperaturen steigen und Pflanzen treiben zeitiger im Jahr aus. Wenn Obstbäume zu früh blühen, sind Frostschäden und geringere Ernten häufiger. Feldfrüchte kämpfen vor allem im Weinviertel mit Trockenheit. Hitzewellen im Sommer lösen Waldbrände aus und machen uns Menschen zu schaffen. Die Auswirkungen der Klimaveränderungen sind in allen Lebensbereichen augenscheinlich und spürbar geworden. Desalb gewinnt neben Klimaschutz auch die Anpassung an das veränderte Klima immer mehr an Bedeutung. 

 
Bilder zum Thema Klimafit

Das Klima verändert sich: Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels haben in NÖ hohe Priorität.

 

Zwei Zahnräder greifen ineinander.

Klimaanpassung ist Verantwortung. Der Begriff Klimaanpassung meint Strategien und Maßnahmen, die ergriffen werden, um mit den nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels besser zurecht zu kommen, um Schaden an der Natur und unserer eigenen Gesundheit abzuwenden. Neben der staatlichen Verantwortung im Großen sind aber auch im Kleinen die Gemeinden und letztlich wir alle gefordert. Denn in Gemeinden, Städten und Regionen spüren wir die Auswirkungen bereits, da und dort auch deutlich. Viele gezielte Maßnahmen werden lokal auch schon ergriffen. Das können naturbezogene (grüne) Maßnahmen sein. Das bedeutet, dass Grünflächen und Schutzgebiete geschaffen werden, die sich positiv auf den Wasserhaushalt auswirken und Hitzeinseln innerorts abmildern. Aber auch bauliche (graue) Maßnahmen kommen zum Einsatz, um unser direktes Lebensumfeld vor Hochwasser, Hagel oder Hitze besser schützen zu können. Bei allen gesetzten Schritten muss die Bevölkerung mitgenommen und aufgeklärt werden, um ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Anpassungsmaßnahmen zu schaffen.

 

Koordiniert und überlegt. Wichtig ist zu betonen, dass Anpassungen keinesfalls den Klimaschutz ablösen. Dieser sorgt langfristig für ein stabiles Klima, indem die Ursachen des Klimawandels, der Ausstoß klimaschädlicher CO2-Emissionen, bekämpft werden. Klimaanpassung konzentriert sich darauf, sich auf die unvermeidlichen Veränderungen einzustellen und sich darauf vorzubereiten. Am besten ist es, beide Ansätze zu kombinieren, denn tatsächlich könnten Anpassungsmaßnahmen sogar zu mehr Klimaschaden führen. Ein Beispiel: Werden Klimaanlagen zum Schutz vor der Hitze eingesetzt, aber dabei mit fossilen Energieträgern betrieben, wird wieder mehr klimaerhitzendes CO2 in die Atmosphäre gelangen. 

Der Klimawandel und seine Folgen kennen keine Landes- und Gemeindegrenzen.  

Grenzenlos. Die Auswirkungen der Klimakrise kennen keine Landes- oder Gemeindegrenzen, sie betreffen uns alle. Dabei tut es nichts zur Sache, ob wir in ländlichen Gebieten oder in Städten leben. Die österreichische Strategie zur Anpassung an den Klimawandel umfasst 14 Handlungsfelder, die zeigen, dass alle Lebensbereiche betroffen sind. Österreich war 2012 unter den ersten Staaten der Europäischen Union, die ein strategisches Konzept zur Klimawandelanpassung mit einem umfassenden Aktionsplan erstellten. Die Strategie wurde 2017 aktualisiert. Derzeit wird die dritte Fassung vom Bund unter Mitarbeit der Bundesländer und vieler Organisationen erstellt.  

Quo vadis Niederösterreich? Für Niederösterreich hat die Klimaanpassung hohe Priorität. Deshalb hat das Land Beratungsstrukturen für verschiedene Bereiche wie Grünräume, Zivilschutz und Energie aufgebaut. Ein besonders wichtiger Punkt ist die Zusammenarbeit mit den KLAR! Regionen (Klimawandelanpassungsmodellregionen), um vor Ort effektive und angepasste Maßnahmen umzusetzen. Dieser regionale Ansatz ermöglicht es, Schritte an die spezifischen Gegebenheiten anzupassen und somit eine größere Wirksamkeit zu erzielen. 

NÖ Klima- und Energieprogramm. Die Maßnahmen des Landes NÖ auf dem Weg in eine klimafitte Zukunft sind im NÖ Klimaprogramm 2030 – Maßnahmenperiode 2021 – 2025 zusammengefasst. Das Programm bündelt alle Aktionen im eigenen Wirkungsbereich des Landes und richtet sich vorzugsweise an die Dienststellen des Landes NÖ. In den sechs Handlungsfeldern Bauen.Wohnen, Mobilität.Raum, Wirtschaft.Nachhaltig, Energie.Versorgung, Land.Wasser und Mensch.Schutz mit 62 Stoßrichtungen und insgesamt 353 Maßnahmen finden sich Pläne zum Ausbau des 

Das Land NÖ hat der Klimaanpassung viel Platz im Klima- und Energie­programm 2021 bis 2025 ­eingeräumt.  

Anteils erneuerbarer Energieträger, zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen und zu einer verbesserten Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Sieben Querschnittsmaterien Vorbild Land, Finanzen, Feinstaub und Luftgüte, Gemeinden und Regionen, Wissenschaft und Forschung, Wertschöpfung und Beschäftigungseffekte, Digitalisierung und Naturverträglichkeit stellen weitere Querverbindungen her. In den einzelnen Kapiteln sind alle geplanten Klima- und Energiemaßnahmen des Landes NÖ für den Leistungszeitraum 2021 – 2025 im Detail beschrieben. Im Leitungsteam wird die Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft im Bereich der Anpassung an den Klimawandel von der Abteilung Wasserwirtschaft unterstützt. Von den 353 Maßnahmen werden 173 der Anpassung an den Klimawandel zugerechnet. Naturgemäß finden sich im Bereich Mensch.Schutz und Land.Wasser die meisten Klimawandelanpassungsmaßnahmen. Die Umsetzungserfolge des KEP können in den Klimastatusberichten nachgelesen werden.  

Eh KLAR? KLAR! steht für Klimawandel-Anpassungsmodellregionen und ist seit 2016 ein Förderprogramm vom Klima- und Energiefonds in Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz. Das Programm dient dem Austausch von Wissen, Erfahrungen und Lösungsansätzen im Bereich des Klimawandels und der Anpassung an die sich ändernden Umweltbedingungen. Zu den wichtigsten Zielen des KLAR!-Programms zählen neben der Projektumsetzung die Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung der Bevölkerung. Kerninhalt ist die Entwicklung und Umsetzung von regionalen Klimawandelanpassungskonzepten mit konkreten Maßnahmen. Diese reichen von Hitzeanpassung über die Förderung regionaler Biodiversität bis zur Entwicklung grüner Infrastruktur. Alle Gemeinden einer KLAR! Region müssen das Projekt, auch finanziell, mittragen. Erfahrungsaustausch und Best Practice Beispiele werden bilateral, bei Workshops und auf der KLAR! Webseite ausgetauscht, wodurch die Effektivität der Anpassungsmaßnahmen gefördert und die Umsetzung beschleunigt werden soll. 

KLAR! in NÖ. Das KLAR!-Programm hat in Niederösterreich einen hohen Stellenwert. Unser Bundesland ist aufgrund seiner geografischen, ökologischen und sozioökonomischen Vielfalt besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Aktuell arbeiten 29 KLAR!-Modellregionen aus NÖ an konkreten Schritten zur Anpassung in ihrer Region. Jede KLAR!-Modellregion besteht aus mindestens zwei Gemeinden. Die von den Regionen erarbeiteten Themenschwerpunkte sind sehr unterschiedlich – je nach vorherrschender lokaler Situation und Gegebenheiten. 

Die Themen, Maßnahmen und Strategien sind sehr vielfältig.  

Vorrangige Themenfelder. Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft sind aufgrund intensiverer Niederschläge sowie längerer Trockenperioden besonders wichtig – hier gilt es, ein nachhaltiges Wassermanagement zu erarbeiten. Die KLAR!-Regionen setzen sich mit Maßnahmen zur Retention (Rückhaltung), zur Wasserspeicherung und zur Förderung effizienter Bewässerungssysteme auseinander. Aber auch den Ökosystemen und der Biodiversität ist ein hoher Stellenwert gewiss: Denn der Klimawandel beeinflusst Ökosysteme und Artenvielfalt. Viele KLAR!-Regionen engagieren sich für den Schutz und die Wiederherstellung von natürlichen Lebensräumen, um die Biodiversität zu erhalten und die Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen zu stärken. 

Nahrung und Wald. Auch für die Landwirtschaft bedeuten die klimatischen Veränderungen Herausforderungen – so braucht es Strategien, die die Landwirtschaft schützen und die Ernährungssicherheit gewährleisten. KLAR!-Regionen unterstützen Landwirtinnen und Landwirte bei der Anpassung an neue Anbaubedingungen. Es gilt die Versorgung mit regional produzierten Lebensmitteln sicherzustellen. Vermehrte Waldbrände, Schädlingsbefall und veränderte Wachstumsbedingungen sind Auswirkungen des Klimawandels für die Forstwirtschaft. Die KLAR!-Regionen setzen sich für nachhaltige Waldbewirtschaftung ein und erarbeiten Möglichkeiten zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Wäldern.  

Wohnen und Gesundheit. Im Bereich Bauen und Wohnen beschäftigen sich die KLAR!-Regionen mit der Anpassung von Gebäuden, um Hagel- und Hitzeschutz zu gewährleisten. Der Klimawandel hat Auswirkungen auf unsere Gesundheit – Schutz und Vorsorge sind wichtige Punkte. Direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit begegnen die KLAR!-Regionen mit Maßnahmen, um Auswirkungen wie Hitzebelastungen zu minimieren. Etwa durch die Entwicklung von grüner Infrastruktur, um Hitzeinseln zu reduzieren und die Resilienz gegenüber Extremwetterereignissen zu verbessern. Informieren Sie sich, ob und welche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in Ihrer Gemeinde geplant und umgesetzt werden, und ob Sie einen Beitrag dazu leisten können!

 

Best-Practice-Beispiele

Im November letzten Jahres fand der erste Waldviertler Klimagipfel statt, bei dem die Energie- und Umweltagentur NÖ gemeinsam mit regionalen Kooperationspartnern und 280 Gästen über die regionalen Herausforderungen des Klimawandels diskutierte. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf betonte die Bedeutung konkreter Maßnahmen für die Energiewende und von Leuchtturmprojekten, von denen eine Auswahl vor Ort präsentiert wurde. Dazu gehörten auch Projekte aus KLAR!-Regionen, wie etwa die Sanierung zur klimafitten Volksschule in Albrechtsberg, der begrünte Zubau zum Kindergarten in Großschönau, die Erhaltungsmaßnahmen der Biodiversität am Reißbach in Litschau oder auch der Umbau von Parkplätzen in Horn nach dem Schwammstadtprinzip oder das Naturpatenschaftsprojekt der W4-Kernland.

Einen Nachbericht der Veranstaltung finden Sie unter enu.at!

 
 

Kriterien für geeignete Anpassungsmaßnahmen laut KLAR!-Leitfaden (2022):

Muss-Kriterien:

Gute Anpassungsmaßnahmen ...

... achten darauf, dass sie den Bedürfnissen der heutigen Generation entsprechen, ohne die Möglichkeiten künftiger zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.

... reduzieren die Betroffenheit durch die Folgen des Klimawandels kurz- und langfristig oder nutzen mögliche Chancen und sind wirksam.

... verlagern die Betroffenheit durch die Auswirkungen des Klimawandels nicht in benachbarte/andere Regionen, z. B. durch Hochwasserschutzbauten im Oberlauf.

... führen weder direkt noch indirekt zu einer Erhöhung der Treibhausgasemissionen und erschweren weder die Durchführung noch die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen. Weiters wird die Wirkung von CO2-Senken (Kohlenstoffaufnahme und -speicherung, z. B. in Wäldern, Mooren) nicht verhindert.

... haben keine nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt. Maßnahmen sind ökologisch verträglich und führen nicht zu einer Beeinträchtigung von Ökosystemleistungen (z. B. Schutzwirkung des Waldes, Wasserspeicherkapazität von Ökosystemen, ...) oder der Biodiversität sowie z. B. zu einer höheren Schadstoffbelastung des Bodens oder der Luft.

... denken soziale Aspekte mit. Maßnahmen belasten verwundbare soziale Gruppen

(z. B. einkommensschwache Schichten, alte Menschen, Kinder, Kranke, ...) nicht überproportional.

... finden Akzeptanz in der Bevölkerung, alle Betroffenen sind eingebunden. 


Soll-Kriterien:

Gute Anpassungsmaßnahmen ...

... haben über ihr eigentliches Ziel hinaus weitere positive Effekte auf die Umwelt und/oder Gesellschaft und verringern Konflikte um die Nutzung von natürlichen Ressourcen.

... berücksichtigen und nutzen positive Wechselwirkungen mit anderen Bereichen/Sektoren, z. B. hat der Schutz vor Erosion positive Effekte auf Landwirtschaft, Straßen und Abwasserentsorgungsinfrastruktur.

... weisen eine gewisse Flexibilität auf, d. h. können nötigenfalls (mit relativ geringen Kosten) nachgesteuert, modifiziert oder optimiert werden.

Bei der Bewertung von Anpassungsmaßnahmen ist der Bezug zur regionalen Situation stets wesentlich. Je nach regionalen Gegebenheiten kann eine Maßnahme in einer Region gut, in einer anderen Region weniger gut geeignet sein.

 

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