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Mischwald und Humus fürs Lainsitztal

 

Das westliche Waldviertel ist seit den 80er Jahren Pionierregion im Klimaschutz, bekannt durch die Umweltmesse BIOEM, das Kompetenzzentrum für Bauen und Energie „Sonnenplatz Großschönau“ sowie die interaktive Ausstellung SONNENWELT. Nun macht man sich als KLAR! Region fit für die Zukunft in Zeiten des Klimawandels. 

Text: Verena Litschauer

 

Das Lainsitztal umfasst fünf Gemeinden im Bezirk Gmünd. Die 5.330 EinwohnerInnen leben auf einer Fläche von 250 km2, welche zu 60 % aus Wald besteht. Hauptorte mit kleinen Dörfern und Streusiedlungen sowie Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe und Tourismus prägen die Gemeinden Bad Großpertholz, Großschönau, Moorbad Harbach, St. Martin und Unserfrau-Altweitra. Bisher hat sich die Region im Gesundheitstourismus (zwei Kuranstalten) und im Klimaschutz als Pionierregion entwickelt. 2010 hat sich die Region Lainsitztal zu einer Klima- und Energiemodellregion (KEM) zusammengeschlossen und widmet sich seither intensiv den Themen Klimaschutz, Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Betreut werden die Gemeinden dabei von KEM-Managerin Verena Litschauer, die jetzt auch die Fäden im neuen Entwicklungsschritt, der Anpassung an den Klimawandel, in Händen hält. Das sogenannte KLAR! Programm hilft der Region, klimafit zu werden. 

Kooperation und Bürgerbeteiligung. Durch die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg konnte in unterschiedlichen Themenbereichen erstaunlich viel bewirkt werden. Diesen Synergieeffekt nutzen die fünf Gemeinden seit 2021 gezielt auch für die dringend notwendige Anpassung an den Klimawandel. Auch die Bevölkerung war eingeladen, sich zu informieren und einzubringen. 

Neben Klimaschutz spielt die Klimaanpassung eine zentrale Rolle in den fünf Lainsitztaler Gemeinden. 

 Info-Veranstaltungen behandelten Themen wie Biodiversität, der Wald im Klimawandel oder Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft. Durch die anschließenden Fragerunden und die Diskussionen konnten die Anliegen und Dringlichkeiten in der Region herausgearbeitet werden. Aufbauend auf den Fachvorträgen, den gesammelten Inputs aus der Bevölkerung und den prognostizierten Klimaveränderungen wurden in einem Workshop mit den BürgermeisterInnen und UmweltgemeinderätInnen die Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel für die kommenden Jahre ausgearbeitet.

Humusaufbau essenziell. Die kleinstrukturierte Land- und Forstwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Region. Sie leidet schon heute aufgrund der Temperaturerhöhung, der Verschiebung der Vegetation und den teilweise langen Trockenperioden – insbesondere in den Sommermonaten. Dazu kommen die Extremwetterereignisse, die der intensiven Agrarlandwirtschaft massiv zusetzen. Eine zukünftig angepasste Bewirtschaftung ist in der Region unumgänglich. Klimafitte Böden durch Humusaufbau sind eine zentrale Stellschraube, um den Ackerbau auf schwierigere Zeiten vorzubereiten. Humus ist ein Allrounder für Klimaanpassung und Klimaschutz in der Landwirtschaft. Er rüstet den Boden gegen Witterungsextreme. Gemeinsam mit der HUMUS Bewegung aus Litschau wird durch Feldworkshops Wissen zu den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft vermittelt und werden Menschen bei ihrem Bestreben, Böden zu beleben und Humus aufzubauen, begleitet.

 
Collage: Bild zu Notvorrat; Gruppe Wanderer im Wald; Personengruppe auf einer Wiese; bewaldete Hügel bei Sonnenuntergang

Blackout-Raum in der SONNENWELT Großschönau © Dieter Schewig; Exkursion „Biodiversität zum Angreifen“ im Naturpark Nordwald © KLAR! Lainsitztal; Humusworkshop am Hof der Familie Zeilinger aus Altweitra © HUMUS Bewegung; Aussicht vom Nebelstein in Moorbad Harbach © Reinhard Podolsky

 

Trockenstress der Fichten. Das Lainsitztal hat einen hohen Anteil an Fichtenbeständen. Der Anstieg der Temperaturen und lange Trockenperioden führen zu Trockenstress in den derzeit vorherrschenden Fichtenmonokulturen. Die Bodentrockenheit schwächt die Bäume und macht sie anfälliger für Schädlinge, die den Wald zerstören. Aber auch Wetterextremereignisse wie die Stürme
in den vergangenen Jahren setzen den Wäldern stark zu.

Umbau der Fichtenwälder in widerstandsfähigere Mischwälder. 

Um den klimafitten Wald der Zukunft aufzubauen, werden die regionalen ForstwirtInnen mit praktischer Wissensvermittlung und Beratungsangeboten zu richtiger Waldpflege, standortgerechter Baumartenwahl oder Naturverjüngung erreicht. Auch die Kommunikation zwischen WaldbesitzerInnen und JägerInnen wurde intensiviert. Zudem wurden in den Gemeinden Wildverbiss-Vergleichsflächen errichtet. 

 

Biodiversität der Karlstifter Moore. Im Lainsitztal liegt das Naturschutzgebiet „Karlstifter Moore“, welches als „Biogenetisches Reservat“ ausgewiesen ist. Die vermehrte Austrocknung der Moore sowie die Entwässerung und der Torfabbau in der Vergangenheit haben die heimische Pflanzenwelt stark beeinträchtigt. Es ist wichtig, die ökologischen Funktionen von Mooren zu sichern bzw. wiederherzustellen. Im ersten Schritt wird Bewusstsein für dieses Thema vor allem bei EntscheidungsträgerInnen geschaffen. Außerdem gibt es für eine Musterfläche ein erstes, von Fachleuten entwickeltes Renaturierungskonzept.

Katastrophenschutz. In den letzten Jahren traten gehäuft extreme Wetterereignisse auf, die zum Teil beträchtliche Schäden verursachten. Dieser Trend wird sich leider fortsetzen und die Gemeinden samt ihrer Bevölkerung und ihren Feuerwehren verstärkt fordern. Anhand von Katastrophenschutzplänen, die gemeinsam mit den ansässigen Blaulichtorganisationen und dem Zivilschutzverband ausgearbeitet werden, werden die BürgerInnen sensibilisiert und motiviert, sich auf den Ernstfall vorzubereiten. So informiert die SONNENWELT Großschönau derzeit in der neuen Sonderausstellung „Die Powerchanger“ auch zum Thema Blackout.  

„Augen nicht verschließen“. Neue Herausforderungen treten in dieser durch ein kühles Klima mit einer kurzen Vegetationsperiode und einer hohen Frosthäufigkeit gezeichneten Region auf. „Wir fünf Bürgermeister haben uns entschlossen, die Augen nicht vor dem Klimawandel zu verschließen, sondern sie zu öffnen und aktiv voranzugehen. Wir handeln jetzt für die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder“, betont Martin Bruckner, Bürgermeister von Großschönau.

 

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Verena Litschauer, BA, KEM und KLAR! Regionsmanagerin


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