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Lebensgrundlage Boden

 

Der Boden ist die oberste Schicht unseres Planeten und eine wertvolle Ressource, denn er stellt die Produktionsgrundlage für rund 90 % unserer Nahrungsmittel dar. Als hochkomplexes Ökosystem erfüllt er vielfältige Aufgaben. Im Land Niederösterreich ist man sich der Bedeutung des Bodens bewusst und setzt viele Maßnahmen zu seinem Schutz.

Text: Silvia Osterkorn-Lederer

 

Der Boden wird auch Erde, Erdreich, Erdboden oder Erdkrume genannt und meint die oberste und belebte Schicht unserer Erde. Er ist Teil der sogenannten Biosphäre – der Gesamtheit der von Lebewesen besiedelten Schichten der Erde. Er bildet den Übergang von Gesteinsuntergrund zu Atmosphäre (Luft) und Hydrosphäre (Gewässern). Der Boden ist auch Lebensraum für unzählige Tiere und Mikroorganismen – in einer Hand voll Boden leben mehr Lebewesen als Menschen auf dem Planeten Erde. Es sind neben Milben, Larven, Würmern, Spinnen, Springschwänzen, Tausendfüßlern, Asseln, Pilzen und Bakterien auch sehr ursprüngliche Mikroorganismen, die Archaeen. 

Bevölkert und gesund. Böden sind wahre Biodiversitätshotspots. Verschiedene Böden bieten unterschiedliche Lebensbedingungen. Alle Bodenlebewesen sind maßgeblich daran beteiligt, wie gut und gesund der jeweilige Boden ist. Intaktes Bodenleben ist also immens wichtig. Denn zu seinen Aufgaben zählt es, Mineralien aus dem Gestein zu lösen, organisches, abgestorbenes Material (Blätter, Gräser, Holz- und Pflanzenteile) zu zersetzen und dadurch Kohlen- und Stickstoff zu binden sowie durch Ausscheidungen bzw. Verwesung letztlich selbst Teil des Kreislaufs zu werden. So entsteht Humus, die tatsächlich fruchtbare Erde. Dieser Vorgang braucht sehr lange. Die Neubildung von einem Zentimeter Humus dauert rund 100 bis 200 Jahre. Deshalb wird Boden auch als nicht erneuerbare Ressource eingestuft. Boden trägt zum Erhalt von Artenvielfalt, genetischer Vielfalt und unterschiedlichen Ökosystemen bei. Gesunder Boden ist also ein wahrer Schatz und der nachhaltige Umgang damit besonders wichtig. 

 Gesunde Böden haben eine wichtige Puffer-, Filter- und Speicherfunktion. 

Speichermedium Boden. Boden besteht aus Gestein, Sand, Ton, Humus (die oberste, fruchtbare Erdschicht), Wasser, Luft und Lebewesen. Er enthält und recycelt Nährstoffe, sodass sie Pflanzen und andere Organismen immer wieder verwenden können. Er ist wichtig für das biologische Gleichgewicht, dient uns als Grundlage zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion und ist auch die Quelle vieler im Alltag benötigter Rohstoffe. Außerdem hat er eine wichtige Pufferfunktion, weil er Nährstoffe im Ökosystem speichert und bindet. Diese können sonst durch Auswaschung in Gewässern landen, was wiederum das Algenwachstum anregt. Mehr Algen führen zu sinkendem Sauerstoffgehalt im Wasser und letztlich zur Gefährdung der dort lebenden Arten.

 
heimisches Superfood:  Berberitze,  Dirndl, Schlehe und Mispel

Niederösterreich weiß man um die Bedeutung gesunden Bodens. Boden hat auch eine wichtige Trägerfunktion – es werden u. a. Häuser, Betriebe, Straßen darauf errichtet. Der Bodenverbrauch in Österreich ist noch zu hoch.

 

Kohlenstoff. Boden nimmt den größten Anteil von CO2 in der Biosphäre auf und sorgt damit für die Verbesserung des Klimas. Durch Photosynthese wird der Atmosphäre Kohlenstoff entzogen und durch Wurzelteile im Boden als organische Substanz gespeichert. Je nach Höhe von Eintrag bzw. Abbau organischer Substanzen in den Boden reguliert sich der Kohlenstoffgehalt. Boden speichert in Summe sogar mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre und die Vegetation an Land gemeinsam. Im Vergleich zur Atmosphäre können Wiesen, Wälder und Weiden etwa die dreifache Menge an Kohlenstoff binden – abhängig von der geografischen Lage. Ein gesunder Boden ist also wichtig, wenn es um Klimaschutz bzw. Anpassung an die negativen Effekte der Klimaveränderungen geht. Zusätzlich zu diesem globalen Klimaeffekt verändert der Boden aber auch das lokale Klima, denn er reguliert Lufttemperatur und -feuchte.

 

Wasser. Als Wasserspeicher ist der Boden unerlässlich, denn er kann Wasser entgegen der Schwerkraft halten und speichern. Dieses ist damit wieder für Pflanzen und Bodenorganismen vor Ort verfügbar. Diese Speicherfunktion ist vor allem für die land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftung besonders wertvoll. Ein Hektar gesunder, intakter Boden kann bis zu 2.000 m3 Regenwasser aufnehmen. Er ist also wichtig für den Abfluss von Oberflächenwasser und damit ein Beitrag zum Hochwasserschutz. Das Risiko von Überflutung und Erosion wird durch die Wasseraufnahme des Bodens reduziert. Vor allem durch den Klimawandel kommt es vermehrt zu Extremwetterereignissen, was uns immer häufiger verdeutlicht, wie bedeutend unversiegelte Böden für den Wasserrückhalt sind. Boden nimmt Wasser aber nicht nur auf, sondern filtert es und leitet es weiter durch die Gesteinsschichten bis zum Grundwasser. So sorgt gesunder Boden für sauberes Trinkwasser.  

Ernährungsgrundlage Boden. Schon seit Jahrtausenden produzieren Menschen Nahrungsmittel auf der Ressource Boden. Dabei haben wir gelernt, dass die Pflanzen nicht auf allen Böden gleich gut gedeihen. Böden unterscheiden sich durch die Wasseraufnahmefähigkeit, die enthaltenen Nährstoffe, aber auch durch die Möglichkeiten der Bearbeitung. Die Bodenfruchtbarkeit ist mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung eng verbunden, wichtig ist, dabei auf die Humusbildung Rücksicht zu nehmen. Denn nachhaltige Humusbewirtschaftung geht auch mit Kohlenstoffbindung einher und durch die Art der Bodenbearbeitung kann die Landwirtschaft auf den von ihr bearbeiteten Flächen viel zu Boden- und Klimaschutz beitragen. So sollten nach Möglichkeit Überweidung, starke Verdichtung durch schwere Maschinen und der Einsatz von schädlichen Düngemitteln vermieden werden. Durch Mischkulturen und das Beachten der Fruchtfolge sowie dem Betreiben von Fruchtwechsel können Landwirte und LandwirtInnen einer Bodenermüdung sowie einseitiger Nährstoffverarmung entgegenwirken. Gesunder Boden ist also wichtig für unsere Ernährungssicherheit, vor allem in Zeiten, in denen der Bedarf an Nahrungsmitteln mit dem Bevölkerungswachstum steigt. Aber nicht nur Nahrungsmittel brauchen geeigneten Boden, um zu gedeihen – auch zur Bereitstellung von Holz als Ressource zum Bauen oder Heizen wird Boden benötigt.  

Trägerfunktion des Bodens. Boden dient uns auch als Baugrund. Siedlungsgebiete dehnen sich aus, wir bauen Straßen, Verkehrsinfrastrukturen, Einkaufsmöglichkeiten, Betriebsstätten und vieles mehr. Je weniger Boden hier versiegelt wird, desto besser kann er seine Bodenfunktionen wahrnehmen und für Wasser-, Luft- und Nährstoffkreislauf zur Verfügung stehen. 

 

Im Boden leben die „Wesen der Unterwelt“, die für fruchtbare und gesunde Böden unerlässlich sind.

Erholungsgarant und Archivfunktion. Den Boden unter unseren Füßen brauchen wir aber auch für unsere Gesundheit – seine Erholungsfunktion ist also ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Outdoor -und Freizeitaktivitäten, der Genuss schöner Landschaften und artenreicher Gegenden tun uns gut, helfen dabei, sich zu entspannen und fördern die Gesundheit. So ist der Wert des Bodens auch für den Tourismus von Bedeutung, denn z. B. die Nutzung für Skipisten, Mountainbikestrecken oder Wanderwegen kann bei schlechter Planung zu Erosionsproblemen führen. Der Boden mit seinen unterschiedlichen Schichten ist aber auch fleißiger Archivar. Vor allem Moore und Feuchtgebiete konservieren diverse Überreste, die der Wissenschaft die Möglichkeit zur Rekonstruktion der Vergangenheit geben. Boden speichert und bewahrt also auch Informationen der Natur- und Kulturgeschichte.  

Bodenverbrauch. Der Bodenverbrauch in Österreich ist zwar in den letzten Jahren gesunken, dennoch immer noch sehr hoch. Das Umweltbundesamt definiert den Bodenverbrauch als Verlust biologisch produktiven Bodens durch Verbauung für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für intensive Erholungszwecke, Deponien, Abbauflächen, Kraftwerksanlagen und ähnliche Intensivnutzungen. Fast die Hälfte davon wird versiegelt – also mit einer wasserundurchlässigen Schicht überzogen. Tag für Tag werden in Österreich durchschnittlich 11,5 Hektar Boden (ca. die Fläche von elf Fußballfeldern) verbraucht. Das ist mehr als vier Mal höher als das offizielle Nachhaltigkeitsziel der Regierung (2,5 Hektar/Tag). Im letzten Jahr wurde das österreichische Bodenverbrauchsziel bereits am 21. März überschritten. Fruchtbarer Boden ist unsere Lebensgrundlage und schwindet dennoch weltweit.  

Ein Plädoyer für mehr Bodenschutz. Der enorme Bodenverbrauch, fortschreitende Versiegelung und der Klimawandel machen dem Boden zu schaffen. Bei Bodenaktivitäten muss unbedingt darauf Rücksicht genommen werden, dass Boden sehr lange braucht, um sich neu zu bilden und Probleme durch äußere Einflüsse oft erst viele Jahre später sichtbar werden, z. B. wenn Schadstoffe oder chemische Belastungen das „Funktionieren des Bodens“ beeinflussen. Ohne das Bewusstsein um die Wichtigkeit und die zahlreichen Funktionen des Bodens könnte es uns diesen bald unter den Füßen wegziehen. Eine nachhaltige und effiziente Nutzung von Böden ist also unabdingbar. Dazu braucht es verschiedene Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen, wie z. B. den Schutz vor Verbauung, die Stärkung von Ortszentren, die Modernisierung und Nutzung alter, leerstehender Gebäude und auch die Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung. Auch in der Landwirtschaft gibt es viel Potenzial, um den Boden zu schonen und zu schützen.  

NÖ setzt Maßnahmen. Das Land NÖ hat die Wichtigkeit gesunden, unversiegelten Bodens lange erkannt und setzt auf den Schutz dieser Ressource. Im Klima- und Energieprogramm wurde der Bodenschutz gleich in mehreren Handlungsfeldern verankert, z. B. im Bereich „Mobilität und Raumentwicklung“, aber auch im Bereich „Kreislaufwirtschaft“ ist man darauf bedacht, Stoffkreisläufe zu schließen. Die Stärkung des gesunden Bodens ist auch eine Maßnahme im Bereich „Land- und Forstwirtschaft“. Rechtzeitig zum jährlich stattfindenden Weltbodentag am 5. Dezember wurde von LH Johanna Mikl-Leitner und LH-Stv. Stephan Pernkopf „der blau-gelbe Bodenbonus“ als neue Förderung des Landes vorgestellt, die auch von Thomas Knoll, Präs. d. Öst. Ges. f. Landschaftsarchitektur, begrüßt wurde. Dabei geht es dem Land darum, der Natur bereits verbrauchte Böden wieder zurückzugeben. Gemeinden, Gemeindevertreterverbände und Vereine erhalten im Zuge dessen eine „Entsiegelungsprämie“ (mehr dazu lesen Sie auf S. 18 bis 21). Im Rahmen der Siedlungstätigkeit haben letztlich die Gemeinden einen wichtigen Hebel zum Bodenschutz in der Hand. Sowohl das Land NÖ als auch 85 Gemeinden sind Mitglieder des Europäischen Bodenbündnisses. Das Bodenbündnis ist das größte europäische kommunale Netzwerk, das sich dem Schutz der Böden verschrieben hat. Natürlich kann auch jede Privatperson wichtige Bei­träge im eigenen Umfeld leisten. Dazu zählen u. a. das Vermeiden von Versiegelung, der Verzicht auf chemische Düngemittel, das Kompostieren und das Pflanzen von Hecken. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

 

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orte-noe.at

Podcast zur Ausstellung: soundcloud.com/orte-noe.at

Das Magazin als Download

 

Veranstaltungstipp:

Wanderausstellung „Boden für Alle“ in der Landesbibliothek NÖ – Landhausplatz 1, 3109 St. Pölten. 

Die Ausstellung „Boden für Alle“, die vom Architekturzentrum Wien kuratiert wurde, tourt als Wanderausstellung durch ganz Österreich und ist auf Initiative der Landes-Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft von 8. Februar bis 24. März 2023 in der NÖ Landesbibliothek St. Pölten zu sehen. Die Eröffnung ist für 7. März vorgesehen, am 9. März soll ein großes Symposium mit Fachleuten aus Landwirtschaft, Planung, Ökonomie und Politik stattfinden. Die Ausstellung beleuchtet die Ressource Boden von vielen Seiten, stellt die Bodenpolitik in den Fokus, zeigt Ländervergleiche, Best-Practice-Beispiele, Alternativen und neue Wege in der Raumplanung, die die Ressource Boden im Blick auf Klimawandel, Wohnsituation und Architektur miteinbezieht. Die Schau wird vom Land NÖ gezeigt und vom ORTE Architekturnetzwerk NÖ mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm begleitet. Dieses besteht aus Workshops, dem oben genannten Symposium und zwei Diskussionsrunden mit BürgermeisterInnen, Expertinnen und Experten. 

TERMIN: Mi., 08. 02. 2023 – Fr., 24. 03. 2023
Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do., Fr.: 8.30 – 16.00 Uhr; Di.: 8.30 – 18.00 Uhr

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Boden für Alle — ORTE Architekturnetzwerk NÖ (orte-noe.at)

BodenHAFTUNG — ORTE Architekturnetzwerk NÖ (orte-noe.at)

 

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