Das neue Jahr beginnt mit guten Vorsätzen, ein paar Kilo weniger auf die Waage zu bringen, ist oft dabei. Ratgeber und Diäten dazu gibt es wie Sand am Meer. Aber Fasten ist viel mehr als Abnehmen. Es tut nicht nur dem Körper, sondern auch Geist und Seele gut.
Text: Elke Papouschek
Das germanische Wort Fasten kommt als christlicher Begriff vom althochdeutschen „fastēn“, das „festhalten“ bedeutet. Gemeint war damit das fest oder standhaft bleiben bei der Enthaltsamkeit. Die traditionelle Fastenzeit hat ihren Ursprung im Christentum und soll der Vorbereitung auf Ostern dienen. Ab dem Aschermittwoch wird bis zum Abend des Ostersamstag verzichtet – auf übermäßigen Nahrungsgenuss und Alkohol. Entsteht der Wunsch schlanker zu werden durch gesellschaftliche Vorgaben, setzen wir eine schlanke Figur mit Anerkennung und Wertschätzung gleich. Die natürliche Art von Schlankheit entsteht aber aus uns selbst durch den Entschluss, möglichst gesund und mit dem eigenen Körper im Reinen zu leben. Sie ist langfristig erfolgsversprechend, weil sie sich nicht an von außen vorgegebenen Schönheitsidealen orientiert.
Zeit zum Durchatmen. Die Fastenzeit ist eine Gelegenheit mit „schlechten“ Gewohnheiten zu brechen und achtsam zu sein. Eine Nulldiät oder eine Heilfastenkur sollte aber nur nach ärztlicher Rücksprache gemacht werden. Das Heilfasten ist seit den 1920er-Jahren bekannt und geht auf den Arzt und Naturheilkundler Otto Buchinger zurück. Das Ziel ist die Reinigung des Körpers und die Aktivierung seiner Selbstheilkräfte. Im Gegensatz zur Nulldiät mit kompletten Verzicht auf feste Nahrung, wird dem Körper beim Heilfasten eine geringe Menge an Energie zugeführt. Dabei kann entweder nur Wasser und Tee erlaubt sein, oder auch Obst- und Gemüsesäfte. Die Buchinger-Kur ist bis heute neben der F.-X.-Mayr-Methode und dem noch jungen Intervallfasten einer der beliebtesten Wege des zeitweiligen Nahrungsverzichts.
Intervallfasten. Dazu gibt es verschiedene Methoden. 16/8 bedeutet, innerhalb von 24 Stunden gibt es für das Essen ein Zeitfenster von 8 Stunden d. h. man lässt entweder das Frühstück oder das Abendessen aus. 5/2 bedeutet, an zwei Tagen pro Woche wird auf maximal 800 Kalorien/Tag reduziert. Die gute Nachricht: Der Mensch ist von Natur aus hervorragend auf Hungerphasen eingestellt. Man könnte sagen, immer wieder zu hungern, gehört sogar zu unserer artgerechten Ernährung. Die heutige Überernährung mit viel zu viel Fett, Zucker und industriell verarbeitetem Essen ist eigentlich vollkommen unnatürlich.
Intervallfasten ist eine noch junge Methode des zeitweiligen Nahrungsverzichts. Greifen Sie zu möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln.
Was beim Fasten im Körper passiert. Die Bildung neuer Gehirnzellen wird angeregt, Puls, Blutdruck, Cholesterinwerte und Insulinspiegel sinken. Der Darm kommt zur Ruhe, die Vielfalt der Darmbakterien des Mikrobioms nimmt zu. Die „Autophagie“, eine Art Recyclingprozess in der Zelle kommt in Gang. Dabei werden beschädigte Teile, also Abfall der Zelle, zerlegt und wiederverwertet. Der Magen schrumpft, daher wird man nach dem Fasten schneller satt. Serotonin wird vermehrt freigesetzt, dadurch verbessert sich nicht nur die Stimmung, auch die Schmerzwahrnehmung wird reduziert. Die Leber baut gespeicherten Zucker ab, die Bauchspeicheldrüse muss weniger Insulin produzieren und kann sich erholen. Während des Fastens baut der Körper vermehrt Körperfett ab, vor allem das gesundheitsschädliche Bauchfett. Er produziert weniger Entzündungsbotenstoffe, rheumatische und andere chronische Schmerzen werden gelindert. Durch das Fasten verändert man auch die Wahrnehmung der Nahrung, Speisen schmecken danach intensiver, man isst bewusster.
Urlaub vom Überfluss. Als Blutzucker wird die Konzentration von Glukose (Zucker) im Blut bezeichnet, einem der wichtigsten Energielieferanten des Körpers. Das Hormon Insulin sorgt dafür, dass durch die Nahrung zugeführte Glukose möglichst schnell von den Körperzellen aufgenommen und verwertet wird. Durch unsere übliche ungesunde Ernährung mit viel Zucker und leicht verdaulichen Kohlenhydraten ist unser Insulinspiegel deshalb ständig in der Höhe. Das führt auch dazu, dass die viele überschüssige Energie als Fett gespeichert wird. Ist der Spiegel permanent hoch, fördert er Übergewicht. Die Zellen reagieren bei Übergewicht zudem immer weniger auf den Botenstoff Insulin, was letztlich zu Zivilisationskrankheiten wie Diabetes Typ 2 führt. Auch Bluthochdruck, chronische Entzündungen und Störungen des Fettstoffwechsels nehmen zu. Fasten wirkt diesen negativen Auswirkungen unserer Ernährung entgegen. Beim Stoffwechsel wird quasi die Pausetaste gedrückt. Nahrungsverzicht ist allerdings nicht automatisch für jede/n das Richtige. Normalgewichtige Kinder sowie Schwangere sollte es nicht tun, Menschen mit Vorerkrankungen sich zuvor ärztlich beraten lassen.
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