Wenn die Hitzetage zunehmen, Starkregen zur Bedrohung wird und der Wald leidet, ist eines klar: Der Klimawandel ist längst Realität – auch in den Gemeinden im Osten Österreichs. Doch Aufgeben ist in der Region Am Leithaberge keine Option – im Gegenteil.
Text: Julia Jüly
Die Klimawandelanpassungsmodellregion (KLAR!) Am Leithaberge zeigt eindrucksvoll, wie Klimawandelanpassung aktiv, kreativ und gemeinschaftlich gestaltet werden kann. Fünf Gemeinden – Au und Hof am Leithaberge, Götzendorf und Trautmannsdorf an der Leitha und Mannersdorf am Leithagebirge – ziehen an einem Strang, um ihre Region widerstandsfähig und lebenswert zu gestalten.
Gelebte Bürgerbeteiligung. Bereits in der Konzeptphase wurde die Bevölkerung aktiv eingebunden. An einer großen Ideenwerkstatt im Herbst 2023 nahmen rund 150 Bürgerinnen und Bürger teil, weitere Vorschläge trudelten digital beim KLAR! Management ein. Diese Vielfalt an Impulsen floss direkt ins Maßnahmenpaket der Region ein. „Es geht darum, viele Menschen ins Boot zu holen – durch Information und durch Einladung zum Mittun“, bringt es KLAR!-Managerin Julia Jüly auf den Punkt. Ob jung oder alt, ob Gemeindevertretung oder Schule – die KLAR! nimmt alle mit.
Grün in die Orte bringen. Ein zentrales Thema ist es, mehr Grünräume in die Gemeinden, den öffentlichen Raum und in die privaten Gärten zu holen. Denn mehr Grün bedeutet mehr Schatten und kühlere Temperaturen – vor allem in Zeiten zunehmender Hitzeperioden. Entsiegelung, Straßenbegleitgrün, Naschobstgärten und grüne, schattige Platzerl sind keine Visionen mehr, sondern bereits ‚auf Schiene‘, in Vorbereitung und Umsetzung.
Unterstützung von „Natur im Garten“. Gemeinsam mit dem Naturpark Wüste Mannersdorf wurde die beliebte Aktion „Heckentag“ regional umgesetzt und Privatpersonen, Gemeinden, Betriebe und Vereine konnten heimische Wildgehölze beziehen und ihre Gärten oder Gemeinschaftsflächen naturnah gestalten. Bei der Gestaltung öffentlicher Räume erhielten die Gemeinden Hilfestellung durch Fachleute von „Natur im Garten“. Bei Begehungen vor Ort wurden bestehende Grünflächen analysiert und neue Potenziale für Baumstandorte und grüne Platzerl identifiziert, konkrete Empfehlungen für Umgestaltungen und Neupflanzungen gemacht.
Gelebte Bürgerbeteiligung: Ob jung oder alt, ob Gemeindevertretung oder Schule – die KLAR! Am Leithaberge nimmt alle mit.
Innovative Pilotprojekte. In Mannersdorf entwickelte eine Volksschulklasse unter der Leitung ihrer Lehrerin Alexia Kusolits-Wieser ein Modell für die klimafitte Umgestaltung des 22erPlatzes. Das Projekt wurde in der Gemeinde begeistert aufgenommen, und diente auch als Einstiegspunkt für ein Forschungsprojekt zur Kombination von Grünraumgestaltung und thermischer Nutzung einer Quelle. Auch in den Gemeinden Hof, Götzendorf, Trautmannsdorf und Au wurden Plätze identifiziert, die als begrünte, öffentliche Begegnungszonen dienen sollen, und erste Planungen, teils Umsetzungen gestartet. So soll etwa in Hof ein zentraler Platz entsiegelt und in eine grüne Oase mit offengelegtem Bach, Wildblumenwiese und schattenspendenden Bäumen verwandelt werden. Ideen dazu wurden und werden bei der Bevölkerung eingeholt – quasi ‚Klimawandelanpassung als Gemeinschaftsleistung‘.
Wald im Wandel – und im Fokus. Die KLAR! Am Leithaberge rückt neben den Grünräumen direkt im Ort auch den Wald ins Zentrum. In Kooperation mit dem Naturpark Wüste Mannersdorf wurde im April 2025 eine Fachveranstaltung zum Thema „Klimafitte Wälder und Auen“ organisiert. Expertinnen und Experten beleuchteten in Vorträgen ökologische, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte, die Exkursion in die Trautmannsdorfer Au und ins Leithagebirge machte theoretische Inhalte erlebbar. Die Zielgruppen waren Waldbesitzende, Bewirtschaftende und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Denn der Wald ist nicht nur Wirtschaftsraum, sondern auch Klimaschützer.
Wasser – Ressource mit Zukunft. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Wasserhaushalt – konkret auf dem Rückhalt und der intelligenten Nutzung von Regenwasser. Dazu wurden Informationsveranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger organisiert, eine Sammelbestellung für Regentonnen angestoßen und Beratungsangebote wie der „Regenwasserplan“ für die Gemeinden vorstellt.
Bildung als Schlüssel. Nachhaltige Veränderung beginnt bei den Jüngsten. Bei Klimatagen erhielten die Lehrkräfte und ihre Schützlinge einen umfangreichen Wissensinput. Sie wurden aber auch zum aktiven Mitgestalten eingeladen – sei es beim Pflanzen von Bäumen oder beim Entwickeln eigener Ideen. So entsteht ein tiefes Verständnis für die Bedeutung von Klimaresilienz und Naturnähe – spielerisch und praxisnah. KLAR! Am Leithaberge beweist: Klimathemen müssen nicht trocken sein, sie lassen sich auch kulturell verpacken. Mit der Ausstellung „Klima & ich“ im Kloster St. Anna, dem Kabarettprogramm „Der 8te Tag“ von HP Arzberger und der Gartenkrimi-Lesung mit Bestsellerautorin Martina Parker wurden neue, kreative Wege der Bewusstseinsbildung beschritten. Diese Veranstaltungen verknüpfen Unterhaltung mit fundierter Information – ein gelungener Spagat, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen.
Austausch als Erfolgsrezept. Nicht zuletzt lebt das Projekt von intensiver Vernetzung innerhalb der fünf Gemeinden. Regelmäßige Treffen der KLAR! Kerngruppe ermöglichen es, den Gemeindeverantwortlichen sich auszutauschen, voneinander zu lernen und gemeinsam neue Maßnahmen zu planen. Themen wie „klimafitte Ortsentwicklung“ stehen ebenso auf der Agenda wie Fragen zu Förderungen oder Kooperationen mit Forschungseinrichtungen.
Fazit: Die KLAR! Am Leithaberge ist weit mehr als ein Klimaschutzprojekt – sie ist ein lebendiges Beispiel für regionale Resilienz, partizipative Gestaltung und innovative Lösungsansätze. Die Region zeigt, dass Klimawandelanpassung nicht nur notwendig, sondern auch machbar ist – wenn man sie gemeinsam angeht.
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JULIA JÜLY, KLAR! Management
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