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Innovative Projekte für Kreislaufwirtschaft

 

Mit dem „Skarabäus“ werden wegweisende Initiativen und Projekte prämiert, die zum nachhaltigen Umgang mit unseren begrenzten Ressourcen beitragen. Sie sind Jobmotor und haben enormes Potenzial, ihre positiven Effekte auch über die Landesgrenzen hinaus zu entfalten.

Text: Julia Bohrn und Birgit Kern

 

Der mit 10.500 Euro dotierte Wettbewerb „Skarabäus“ stand heuer ganz im Zeichen der Kreislaufwirtschaft. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Netzwerkveranstaltung „Abfall trifft Wirtschaft“ im WIFI St. Pölten Ende Mai 2024 statt. 150 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung waren beeindruckt von den zukunftsweisenden und kreativen Ideen. Dieses Jahr wurde mit 46 eine Rekordzahl an Einreichungen verzeichnet. Das große Interesse am Wettbewerb verdeutlicht, dass die Kreislaufwirtschaft ein brennendes aber auch ein spannendes Thema ist.

 

Bei der Preisverleihung wurden die Menschen hinter den Projekten in den Mittelpunkt gerückt.

 

Grünes Gas aus Reststoffen. In der Kategorie „Betriebe bis 50 Mitarbeitenden“ überzeugte das Unternehmen Seiringer Umweltservice GmbH mit einer Biomethananlage. In Wieselburg soll diese erste Biomethananlage Österreichs entstehen, in der Bioabfall von Haushalten, Abfälle aus der Lebensmittelverarbeitung bis zu Reststoffen aus der Landwirtschaft (Maisstroh, Mist und Zwischenfrüchte) verarbeitet werden. In diesem Konzept liefern die zwei Bezirke Melk und Scheibbs über zehn lebensmittelverarbeitende Betriebe und über 80 landwirtschaftliche Betriebe ihre Abfälle bzw. Reststoffe an die Biomethananlage (Transportradius der Input-Stoffe < 10 km). Mit 100.000 t pro Jahr Verarbeitungskapazität und einer Gas-Einspeise-Leistung von bis zu 7 Mio. m3 Methan ist diese Anlage die größte geplante und genehmigte Anlage Österreichs.

 
Beim NÖ Wettbewerb „Skarabäus“ reichten gleich 46 Betriebe ein. Das spricht für die Innovationskraft beim Thema Kreislaufwirtschaft.

Beim NÖ Wettbewerb „Skarabäus“ reichten gleich 46 Betriebe ein. Das spricht für die Innovationskraft beim Thema Kreislaufwirtschaft.

 

Gips-zu-Gips. Bei den „Betrieben über 50 Mitarbeitenden“ konnte sich das Unternehmen GzG Gipsrecycling GmbH mit dem Projekt „Startschuss für das erste Gips-zu-Gips Recyclingwerk in Österreich“ den ersten Platz sichern. In der neuen Anlage in Stockerau werden jährlich Gipsabfälle aus Rückbau, Neubau und Abbruch wiederverwertet und somit nicht deponiert. Bis zu 40 % Recycling-Gips kann in neuen Platten eingesetzt werden, Naturgips wird somit eingespart.

Große wie kleine Betriebe passen sich laufend an aktuelle Rahmenbedingungen an und entwickeln neue Lösungen. 

 

Rohstoffe aus Altbatterien. Das Projekt „Biotechnologische Rückgewinnung von kritischen Rohstoffen aus gebrauchten Lithium-Ionen-Batterien“ von Austrian Center of Industrial Biotechnology (ACIB) ging als Sieger in der Kategorie „Sonstige Einrichtungen“ hervor. Die Umstellung auf Elektromobilität und erneuerbare Energien erfordert den Einsatz vieler Rohstoffe, wie seltene Erden und Metalle, die schwer zu recyceln sind. Das Projekt untersucht nun, wie Bakterien zur biologischen Laugung von Altbatterien (Lithium-Ionen-Batterien) verwendet werden können, um Metalle umweltfreundlich und effizient zurückzugewinnen. Diese Bakterien sind extrem säureresistent und benötigen wenige Nährstoffe, wodurch sie ideal für das Recycling geeignet sind. Zusätzlich werden metallbindende Peptide eingesetzt, um die Metalle selektiv aus den Lösungen zu extrahieren. Das Ziel ist, einen kostengünstigen, umweltfreundlichen Recyclingprozess zu entwickeln, der ohne starke Chemikalien und hohe Energie auskommt. 

Upcycling von PV-Modulen. Bei den Start-Up-Unternehmen konnte sich „2nd Cycle FlexCo“ mit der der Entwicklung einer automatischen Upcycling-Anlage für gebrauchte PV-Module durchsetzen. Die Umstellung auf erneuerbare Energieträger ist entscheidend im Kampf gegen die Klimakrise, weltweit werden täglich Millionen neuer Photovoltaikmodule installiert. Diese steigende Anzahl führt zu einem massiven Rückstrom gebrauchter PV-Module, von denen viele technisch noch einsatzfähig wären. Es fehlt an automatisierten Prozessen, um diese Module kosteneffizient für einen zweiten Lebenszyklus aufzubereiten. Eine neue, vollautomatische Upcycling-Anlage soll dieses Problem lösen, indem sie gebrauchte PV-Module reinigt, testet, repariert und sortiert, wodurch die Kosten im Vergleich zu bestehenden manuellen Prozessen um über 80 % gesenkt werden. Ziel ist es, bis 2031 rund 8 % des EU-weiten Rückstroms an PV-Modulen zu verarbeiten, was bedeutende Umwelt- und Klimavorteile bietet, indem bis zu 200.000 t PV-Müll vermieden und 7,5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden.

 

In einer gelebten Kreislaufwirtschaft arbeiten Wirtschaft und Abfallwirtschaft zusammen.

 

Wer steht dahinter? Mit dem „Skarabäus“ zeichnete die Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement der Wirtschaftskammer Niederösterreich mit dem Land Niederösterreich sowie dem Verein „die NÖ Umweltverbände“ zum dritten Mal kreative Ideen aus, die zur nachhaltigen Entwicklung in Niederösterreich beitragen.

 

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JULIA BOHRN, MA, NÖ Umweltverbände, BIRGIT KERN, Land NÖ, Abt. Umwelt- und Energiewirtschaft

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