… begegnet das Land Niederösterreich mit drei großen Schritten: mit dem Ausbauprogramm Hochwasserschutz 2040, dem Regenwassermanagement und dem Kompetenzzentrum Bewässerung. Das Motto lautet: Flutschäden vermeiden und den Regentropfen halten, wo er fällt.
Text: Bernhard Knapitsch, Georg Windhofer & Florian Deissenberger
Niederösterreich war seit 2002 wiederholt von verheerenden Hochwassern betroffen. Das größte davon – jenes entlang der Donau im Sommer 2002 – jährte sich 2022 zum 20. Mal. Allein bei diesem Jahrhunderthochwasser entstanden Schäden von knapp 1 Mrd. Euro. Weitere Hochwasserkatastrophen ereigneten sich in den Jahren 2006 an der March sowie 2013 an der Donau mit einer Schadenssumme von rund 100 Mio. Euro. Dazu kommen viele kleinräumige Hochwasser nach punktuellen Starkregenereignissen und lokalen Unwettern, die in den letzten Jahren merklich zunehmen. Zuletzt 2020 und 2021 vor allem im Mostviertel mit Schäden in Höhe von insgesamt mehr als 36 Mio. Euro.
Mehr als Schutzbauten. Die Strategie des Landes Niederösterreich ist auf die Prävention, also Vermeidung von Hochwasserschäden, ausgerichtet und umfasst wesentlich mehr als die Errichtung von Schutzbauten. Ebenso wichtig sind:
Alle in Niederösterreich umgesetzten Maßnahmen haben sich im Einsatz bewährt, denn mehr als 300 Gemeinden konnten durch diese sicherer gemacht werden. Beachtliche Investitionen von 1,5 Mrd. Euro wurden in die Neuerrichtung und Instandsetzung von Hochwasserschutzanlagen getätigt, wofür wesentliche Summen vom Bund sowie ein großer Betrag von 375 Mio. Euro vom Land geleistet wurde. Generell erfolgt die Finanzierung von Hochwasserschutzprojekten durch die Gemeinden als Projektträger sowie Förderungen von Bund und Land. Für einzelne Bereiche werden auch EU-Fördermittel bezogen.
Das Kompetenzzentrum Bewässerung hilft standortangepasste Bewässerungssysteme zu finden. Lokaler Wasserrückhalt funktioniert auch mit Dach- und Fassadenbegrünung. In der KLAR! Region Bucklige Welt-Wechselland schützen Kleinrückhaltebecken vor Zerstörung von Forststraßen
Weiterer Ausbau. Sämtliche Wildbäche und Flüsse einschließlich Donau und March sind ab 2024 vom geplanten Ausbau des Hochwasserschutzes (HWS) betroffen. Eine Evaluierung der derzeit vorliegenden Schutzprojekte mit hoher Priorität ergibt für die Jahre 2024 bis Ende 2028 einen jährlichen Landesmittelbedarf von 22 Mio. Euro, in weiterer Folge 15 Mio. Euro Jahr für Jahr bis Ende 2040. Mit diesem HWS-Ausbauprogramm bis 2040 wird ein Investitionsvolumen von insgesamt einer Milliarde Euro in Niederösterreich ausgelöst.
Konkrete Projekte: Zu den größten, geplanten NÖ HWS-Anlagen in allen Landesteilen gehören:
Doch einen absoluten Schutz vor Hochwasser gibt es nicht: Nur mit dem Katastrophenschutz und Eigenverantwortung kann das persönliche Hab und Gut bestmöglich geschützt werden. In den vergangenen Jahren sind in Niederösterreich verstärkt lokale Starkregenereignisse aufgetreten, die zu teils heftigen Schäden im Siedlungsraum, aber auch in der Landwirtschaft geführt haben. Besonders gefordert sind dabei die Gemeinden, um Vorsorge zu treffen. Langanhaltende Trockenperioden verdeutlichen gleichzeitig wie wesentlich es ist, das Wasser in der Region zu halten, um einen positiven Beitrag zur Grundwasseranreicherung zu leisten.
Der neue NÖ Regenwasserplan. Gemeinden ermöglicht dieses geförderte Planungsinstrument, maßgeschneiderte Konzepte für lokale Problembereiche und Anforderungen beim Niederschlagswassermanagement zu entwickeln. Fachübergreifende Zusammenarbeit ist ein wichtiger Punkt bei der Erstellung des Regenwasserplans – so müssen sich Siedlungswasserwirtschaft, Raumordnung, Wasserbau, Landwirtschaft, Wildbach- und Lawinenverbauung abstimmen. Dabei darf nicht vergessen werden, die Bevölkerung einzubinden!
Leitsätze der Niederschlagsbewirtschaftung:
Die Erstellung des Regenwasserplans erfolgt stufenweise. Nach einer Abgrenzung des betrachteten Gebietes sowie der Festlegung der betroffenen Akteure werden Grundlagendaten wie z. B. Hangwasser-Gefahrenhinweiskarten oder Leitungskataster herangezogen, um den IST-Zustand zu analysieren. Die Abflussmodellierung und -visualisierung können dabei wesentliche Erkenntnisse bringen, um Maßnahmen zu entwickeln.
Zielgerichtetes Vorgehen. Die Möglichkeiten reichen von Wasserrückhalt über Versickerung bis hin zu abflusslenkenden Umsetzungen. Mit dem lokalen Rückhalt am Ort des Wasseranfalls kann die „grüne“ Infrastruktur wie z. B. das Schwammstadtprinzip, das DrainGarden®-System und die Dach- und Fassadenbegrünung positiv zur lokalen Niederschlagswasserbewirtschaftung beitragen. Die Entsiegelung mit Erhöhung des Grünanteils im Siedlungsraum verbessert neben dem Wasserrückhalt auch das Mikroklima. Das eigenverantwortliche Handeln im privaten Bereich mit Maßnahmen zum Wasserrückhalt auf der eigenen Liegenschaft ergänzt das Vorgehen auf Gemeindeebene. Dem Hangwasserabfluss, der aus dem Außeneinzugsgebiet in den Siedlungsraum fließt, kann neben den herkömmlichen Rückhaltebecken mit land- und forstwirtschaftlichen Ausführungen wasserrückhaltend begegnet werden. Beispiele dafür sind die Bewirtschaftung quer zum Hang, Ackerrandstreifen sowie Mulch- und Direktsaat.
Kompetenzzentrum Bewässerung. Das Klima verändert sich und damit auch die Bedingungen für die Feldbestellung. Hohe Temperaturen und Trockenheit führten in den vergangenen Jahren mitunter zu massiven Schäden auf den Äckern. Immer mehr Landwirte und Landwirtinnen stellen sich die Frage, wie sie die zahlreichen Herausforderungen meistern können, um auch in Zukunft das Land erfolgreich mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln zu versorgen. Die Verfügbarkeit von Wasser ist – entweder durch ausreichende Speicherung im Boden oder durch zusätzliche Bewässerung – eine Grundvoraussetzung für Pflanzenwachstum und -entwicklung. Niederösterreich produziert Lebens- und Futtermittel in einem wesentlichen Ausmaß für ganz Österreich. Versorgungssicherheit ist der Treiber, warum nun auf eine effektive und effiziente Bewässerung als Lösung gesetzt wird. Teil dieser Strategie ist das Kompetenzzentrum Bewässerung (KoBe), das seit dem Jahr 2020 Bäuerinnen und Bauern bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützt. Gemeinsam werden innovative Lösungen zur Verbesserung des Wasser- und Bodenwasserhaushalts gesucht und Konzepte erarbeitet. Diese müssen sowohl den ökologischen als auch ökonomischen Anforderungen bestmöglich gerecht werden. Dazu gehören zum Beispiel Wasserrückhalt in Speicherbecken oder Maßnahmen, die das Grundwasser nachhaltig schützen.
Standortgerecht bewässern. Eine besondere Herausforderung stellt oft die Wassererschließung und -verteilung bei komplexen Rahmenbedingungen dar. Hier unterstützt das KoBe die LandwirtInnen bei der Suche nach geeigneten Wasserquellen und der Entwicklung von standortangepassten Bewässerungssystemen. Aber auch bei der Realisierung von Pilotprojekten steht das Kompetenzzentrum zur Seite. Diese Projekte sind oft wegweisend für die gesamte Region und können dazu beitragen, dass auch andere von den Erfahrungen innovativer LandwirtInnen profitieren.
Investitionen notwendig. Das KoBe spielt eine wichtige Rolle sowohl in der Ersteinschätzung der zu erwartenden Projektkosten für die ProduzentInnen als auch bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten. Es ist weiters ein wichtiges Bindeglied zwischen den Agrarbetrieben und den Behörden. Es verfügt über einen hochkarätig besetzten Fachbeirat und ist gut mit den Landesbehörden und Vertretungen der LandwirtInnen vernetzt. Durch diese enge Zusammenarbeit kann es sicherstellen, dass die neuesten Erkenntnisse und Technologien in landwirtschaftlichen Projekten zur Anpassung an den Klimawandel Einzug halten. Die Tätigkeiten des KoBe erfolgen dabei vorwiegend im Vorfeld einer konkreten Projekterstellung und sind in der Regel kostenlos.
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