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Erlesene Ernte

 

Die Weintraube zählt zu den ältesten von Menschen genutzten Obstarten. Zu Wein vergoren oder als Tafelobst war sie durch alle Epochen wertvoll. Wenn die reifen Trauben in der Herbstsonne leuchten, ist die genussvolle Erntezeit gekommen. 

Text: Elke Papouschek

 

Über 27.000 Hektar Rebfläche machen Niederösterreich zur größten Weinbauregion des Landes. Seine acht Weinbaugebiete lassen sich grob in drei Klimaräume einteilen: das Weinviertel im Norden, den Donauraum mit seinen Nebentälern westlich von Wien (Kamptal, Weinland Traisental, Kremstal, Wagram, Wachau) und das pannonische Niederösterreich im Südosten (Thermenregion, Carnuntum). Beim Weinherbst wird die Ernte des Jahres in den Kellergassen allerorts gebührend gefeiert. 

Süß, aber auch gesund. Nicht nur zu Wein veredelt und zu Saft verarbeitet sind die Trauben ein Genuss, sondern auch als Tafelobst oder in fruchtigen Rezepten. Schon in der Stein- und Bronzezeit wurden die wilden Vorfahren unserer heutigen Traubensorten gegessen und mit dem Sesshaftwerden der Menschen zu Kulturpflanzen gemacht. Ihre Beeren versorgen uns mit zahlreichen Mineralstoffen und Spurenelementen, sie sind auch reich an sekundären Pflanzenstoffen, die als Radikalfänger im Körper wirken. Vor allem rote und blaue Trauben weisen größere Mengen an Anthozyanen auf. Diese sind für die Färbung verantwortlich und schützen die Körperzellen vor schädlichen freien Radikalen, indem sie diese neutralisieren. Ein Weintraubentag zwischendurch entschlackt den Körper und liefert Energie in Form von Trauben-, Fruchtzucker und Mineralien.  

Kulturgut Wein. Keine andere Kulturpflanze hat die Menschheit so inspiriert wie der Weinstock, der seit der Antike als Symbol für Wachstum, Ernte und Genuss verehrt wird. Der griechische Gott Dionysos und der römische Gott Bacchus zeugen ebenso davon wie künstlerische Darstellungen auf Bauten, Gemälden, Textilien, Tafelgeschirr und mehr.

Vor etwa 10.000 Jahren wurde in Ägypten erstmals Saft aus Weintrauben gepresst.

 
Unterschiedliche Weintrauben

Der Weinbau braucht einen Mix aus Maßnahmen, um auf den Klimawandel zu reagieren. Orte mit kühlerem Klima profitieren, neue pilzwiderstandsfähige Rebsorten werden probiert.

 

Trauben aus dem Garten ... Auch die eigene Traubenernte im Garten hat ihren Reiz: Tafeltrauben für den Frischgenuss haben süße, kernarme oder kernlose Beeren, Safttrauben besitzen eher große, dünnschalige und sehr saftreiche Beeren. Einige Sorten eignen sich sogar auch für Hobbywinzerinnen und -winzer zur Herstellung von eigenem Wein. Weinstöcke kann man an Spalieren, Zäunen und Pergolen ziehen und dabei stimmungsvolle Plätze schaffen. Der Wein treibt im Frühjahr eher spät aus und lässt so genügend Licht durch, im Sommer bildet er ein dichtes Laubdach über der Pergola. Hier findet man in der Sommerhitze kühlen Schatten und sitzt abends gemütlich zusammen. Weinstöcke sind wärmeliebend und bevorzugen mildes Klima. Gesucht ist also ein sonniges, windgeschütztes Plätzchen im Garten. In rauen Lagen empfiehlt sich eine südseitige Gebäudemauer, die die Wärme der Sonnenstrahlen speichert und langsam wieder abgibt. 

 

... und sogar vom Balkon. Für die Kultur im Topf muss dieser 50 bis 70 l Volumen haben, so ist die Gefahr, dass er im Winter durchfriert und die Wurzeln Schaden nehmen, gering. Löcher im Boden sind unbedingt nötig, damit überschüssiges Wasser abrinnen kann. Gepflanzt wird in eine Mischung aus guter Gartenerde, Sand und Kompost. Weinreben im Topf brauchen viel Wasser und sollten bei Hitze täglich gegossen werden. Robuste, krankheitsresistente Sorten wie Primavera und Birstaler Muskat (gelb), oder Königliche Esther, Muskat bleu, Concordia und die Uhudlersorte Isabella (alle blau) kommen ganz ohne chemischen Pflanzenschutz aus.  

Wein und Rosen. Was in Weinbergen immer wieder zu sehen ist, kann man auch im Hausgarten umsetzen: Rosen werden zumeist ein bis zwei Wochen früher von Mehltau befallen als Weinstöcke und lassen sich so als „Wächter“ für die Reben einsetzen. Zeigt die Rose den weißen, mehligen Belag, kann man rasch reagieren, und das Laub der Weinstöcke auslichten, um für eine bessere Belüftung zu sorgen. Ist das nicht nötig, bleibt die Rose ein hübscher Blickfang.

 

Nachgefragt

Weinbau im Klimawandel

Der Klimawandel ist natürlich auch im Weinbau ein großes Thema. Längere Hitzephasen und steigende Trockenheit setzen auch den Weinreben zu. HR DI Dr. Ferdinand Regner, Institutsleiter für Weinbau und Abteilungsleiter der Rebenzüchtung an der Höheren Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg hat uns einige Fragen dazu beantwortet. 

U&E: Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Böden aus?
F. Regner: Der Klimawandel ist kein linearer Prozess und es wird auch immer wieder Wettersituationen geben, bei denen die Veränderung weniger spürbar ist, aber insgesamt ist der Klimawandel im Weinbau angekommen. Er beeinflusst die Böden dabei auf vielfältige Weise. Die Niederschlagsverteilung wird ungünstiger und es kommen häufiger Starkregenereignisse vor, aber auch lange Trockenperioden. Dies führt dazu, dass die Aufnahme von Wasser und darin gelösten Nährstoffen erschwert wird. Da sich Weingärten sehr oft in Hanglagen befinden, ist natürlich auch die Bodenerosion ein Problem. Zudem steigt durch höhere Temperaturen die Verdunstungsrate, was die Bodenfeuchte stark verringert und durch rascheren Abbau von Humus die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Jeder Jahrgang hat seine eigene Wettergeschichte, die den Wein auch maßgeblich prägt. Die Herausforderung besteht darin, trotz Klimawandels die Nährstoffaufnahme und das Wachstum der Reben bestmöglich zu gestalten.  

U&E: Was bedeutet das für unsere Rebsorten? 
F. Regner: Die Rebsorten reagieren doch erheblich unterschiedlich auf ein wärmeres Wetter und die Kunst besteht darin, trotzdem ein am Markt begehrtes Produkt daraus herzustellen. Zuletzt bewirkte auch der Klimawandel eine Veränderung in der Sortenlandschaft. Frühreife Sorten zählen eindeutig zu jenen, die weniger gepflanzt werden. Die Reifung in den Sommermonaten erschwert die Ausbildung eines sortentypischen Aromas und auch der Alkoholgehalt wird oft zu hoch. Spätreifende Sorten und jene, die länger höhere Säure behalten, sind nachgefragt.  

U&E: Dadurch verändern sich auch die Ernten?
F. Regner: Was die Ernte betrifft, ist die immer früher stattfindende Traubenlese das wahrscheinlich markanteste Merkmal. Damit verbunden ist das Risiko, zu hochreife Trauben zu ernten und damit alkohollastige, breite Weine zu produzieren. Diese sind aber gerade bei den Konsumentinnen und Konsumenten nicht sonderlich begehrt. Folglich ist die rechtzeitige Lese ein wichtiges Kriterium geworden. Dabei erfolgt die Orientierung neben dem Zuckergehalt auch an der Säure und den Gerbstoffen. Generell nimmt durch das veränderte Klima die Ertragssicherheit ab, weil Hagel und Spätfrost durchwegs häufiger vorkommen. Der verfrühte Austrieb erhöht auch für gute Lagen das Frostrisiko, während Winterfrostschäden aber kaum mehr auftreten. 

U&E: Mit welchem Maßnahmen reagieren heimische Winzer und Winzerinnen kulturtechnisch?
F. Regner: Das beginnt bei der Errichtung neuer Anlagen und erstreckt sich eben bis zum Erntemanagement. Unterlagsreben, die besser mit Wassermangel zurechtkommen, werden bevorzugt. Spätreifende Sorten mit guter Säureausstattung werden stärker gepflanzt als andere Sorten. Auch Grenzlagen werden wieder bepflanzt, um frische, fruchtige Weine mit höherem Säuregehalt zu bekommen. Es wird aktiv in den Frost- und Hagelschutz investiert. Das bedeutet allerdings, dass die Errichtungskosten einer Rebanlage deutlich steigen. Der Erosionsschutz steht ganz oben in der Prioritätenliste und wird üblicherweise mit Begrünungen erreicht, die aber auch immer eine Konkurrenz zur Rebe darstellen. Folglich braucht es eine intensive Beobachtung und Bearbeitungsschritte zum zeitgerechten Termin. 

U&E: Werden unsere bekannten Weinsorten langfristig gesehen von neuen abgelöst? Werden wir mehr Rotweinflächen haben?
F. Regner: Eine Ablöse der etablierten Sorten muss nicht erfolgen, aber die Bewirtschaftung und Verarbeitung an den Klimawandel angepasst werden. Abgesehen vom Klimawandel findet auch eine Bewegung hin zu robusteren Sorten statt. Die stärksten Steigerungen ergeben sich zurzeit hin zu pilzwiderstandsfähigen (Piwi) Sorten, die mit deutlich weniger Pflanzenschutzaufwand kultiviert werden können. Dabei gibt es auch die Auswahl von Sorten mit späterer Reife, die eher angenommen werden als zu frühreife Sorten. Rotweinsorten würden sich zwar unter heißem Klima besser eignen, aber die Frage ist, wer möchte diesen Rotwein kaufen? Der Weltweinüberschuss ist vor allem ein Rotweinüberschuss und auch am Inlandsmarkt ist Rotwein zurzeit deutlich weniger nachgefragt. Der Weinmarkt wird sicher konservativ bleiben – aber eine Veränderung der Sorten und ihrer Ausdehnung ist absehbar. 

U&E: Vielen Dank für Ihre Expertise!

 

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ELKE PAPOUSCHEK, Redaktion

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KÜCHENGEHEIMNIS

Überbackene Weintrauben

Zutaten für 4 Personen: 3/4 kg gemischte Weintrauben, 1/4 l Weißwein, 1 P. Vanillezucker, 2 EL Zucker, 2 Eidotter, 2 dag Vanillepuddingpulver, 1/16 l Schlagobers 

Zubereitung: Zwei Drittel vom Weißwein mit Vanillezucker und Zucker aufkochen. Restlichen Wein mit Eidottern und Puddingpulver vermischen, zügig in den kochenden Wein einrühren, etwa 2 Min. aufkochen lassen und dabei ständig umrühren. Creme in eine Schüssel geben und auskühlen lassen. Schlagobers schlagen und kalt stellen. Weincreme aufrühren und Obers unterheben. Trauben waschen, in hitzebeständige Formen legen und mit der Weincreme gleichmäßig bedecken. Im vorgeheizten Backrohr bei 180 °C etwa 15 Min. überbacken, bis sich eine braune Kruste bildet.

Quelle: umweltberatung.at 

 
Weintraube am Stock

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