Getreide, Erdäpfel und Strom für 1.000 Haushalte: Auf einer 5,5 Hektar großen Agrarfläche in Bruck an der Leitha wächst die Zukunft der flächenschonenden Solarenergie. Dafür erhielt das Forschungsprojekt vom Klima-Bündnis Europa die begehrte Auszeichnung Climate Star.
Text: Clemens Grossberger
Steuerbare Solarpanele über Feldflächen sorgen im größten Agri-Photovoltaik-Projekt Österreichs für jede Menge Grünstrom. Am sogenannten EWS Sonnenfeld wird für die Photovoltaik (PV) Komponenten gerade einmal die Fläche von umgelegt zwei Tennisplätzen verbraucht. Der Großteil des Bodens wird für den Lebensmittelanbau genutzt – kombiniert mit einem Blühstreifen für Biodiversität und Bodengesundheit. Das Pilotprojekt, gefördert vom Klima- und Energiefonds, untersucht den Einsatz von Agri-PV, die speziell für die Solarstromproduktion über Agrarflächen entwickelt wurde. Ähnliche Projekte in Deutschland konnten den landwirtschaftlichen Ertrag durch den gezielten Einsatz der schattenspendenden PV-Paneele um 30 % steigern und in großen Mengen nachhaltigen Strom produzieren.
Climate Star 2023. Für das innovative Forschungsprojekt gab es kürzlich den renommierten Climate Star. Überzeugt hat neben dem Einsatz zukunftsweisender Technologien auch der starke Fokus auf nachhaltige Forschung und Wissenstransfer über die Landesgrenzen hinaus. Ähnliche Initiativen in Oberösterreich, der Steiermark und in Tirol sind bereits in Ausarbeitung und bestätigen somit die Vorreiterrolle des EWS Sonnenfeld Bruck an der Leitha.
Klimaziele. Bis 2030 soll der Strombedarf in Österreich zur Gänze durch heimische erneuerbare Energien gedeckt werden – so das Ziel der Bundesregierung. Dieses Ziel wurde in Niederösterreich bereits 2015 erreicht. Österreichweit braucht es dafür kostengünstige, regionale und rasch umsetzbare Lösungen. Mithilfe von PV-Anlagen sollen bis dahin jährlich zusätzlich elf Terawattstunden Sonnenstrom erzeugt werden. Das entspricht dem gesamten Stromverbrauch Niederösterreichs. „Wenn wir in jeder zweiten Gemeinde eine Agri-PV-Anlage umsetzen, können wir meiner Meinung nach gemeinsam mit den PV-Dachanlagen die Klimaziele im Bereich PV erreichen”, so Joachim Payr, Geschäftsführer des Energiekompetenzunternehmens EWS Consulting, das hinter der Sonnenfeld-Anlage in Bruck an der Leitha steckt.
Künftig sollen kommunale Sonnenfelder auch anderen Gemeinden dabei helfen, regional und flächenschonend Solarstrom zu produzieren.
Innovation trifft Tradition. Seit 1995 setzt der Energiepark Bruck an der Leitha auf erneuerbare Energie. Neben den aktuell 54 Windkraftanlagen soll durch das innovative Projekt nun auch verstärkt die Ressource Sonne genutzt werden, um Energieversorgung und regionale Lebensmittelproduktion sicherzustellen. Das Sonnenfeld Bruck an der Leitha als Agri-PV-Anlage zeigt, dass Stromproduktion und gleichzeitige landwirtschaftliche Nutzung kein Widerspruch sind.
„Die Entwicklung der Region ist uns wichtig, Wir setzen als regionaler Energieerzeuger immer schon auf die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft“, betont Michael Hannesschläger, Geschäftsführer im Energiepark Bruck/Leitha.
Alle zwei Jahre vergibt das Klima-Bündnis den Climate Star. Bereits zum zehnten Mal wurden die besten Klimaschutzprojekte Europas vor den Vorhang geholt. Gastgeber der Auszeichnungsveranstaltung durfte wieder das Land Niederösterreich sein. 16 Erfolgsgeschichten wurden Ende April im Schloss Grafenegg prämiert, vom Refill-Projekt in Südtirol bis zum umfassenden Kompetenznetz KlimaMobil in Baden-Württemberg.
Sechs österreichische Preisträger. Unter den heimischen Preisträgern befinden sich vier Gemeinden: Langau (NÖ) für das Projekt „Gemeinsam in die Zukunft investieren“, Weiz/
St. Ruprecht (Stmk) für das „Sachbereichskonzept Energie“, Krems (NÖ) für das Tool „Klimarelevanzprüfung“ und Bruck (NÖ) für „Agri-Photovoltaik“. Zwei Regionen wurden ebenso prämiert: die Klima- und Energiemodellregion Stubaital (T) mit dem Projekt „Zukunft Stubaital“ und die Klimawandelanpassungsregion Südliches Weinviertel (NÖ) mit „Ordentlich! Schlampert.e Gemeinden“.
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